ERFURT. In Thüringen hat sich nach dem regenreichen Jahr 2021 die Hoffnung auf eine weitere Entspannung der Situation in den Wäldern nicht erfüllt. Da es in diesem Jahr bei hohen Temperaturen wieder monatelang kaum Niederschläge gab, hat sich der Zustand des Waldes erneut verschlechtert. Nur noch 18 % der Bäume sind gesund, und jeder zweite Baum weist eine deutlich geminderte Vitalität auf. Das zeigt der aktuelle Waldzustandsbericht des Landes, der heute von Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij vorgelegt wurde.
„Die Hauptursache für die akuten Waldschäden sind die Folgen der Klimakrise“, fasste Karawanskij zusammen. Trockenheit, Hitze und Stürme machten die Bäume anfällig für Luftschadstoffe und Schädlinge. „Wir investieren zwar große Summen in die Wiederbewaldung und den Waldumbau, um die Wälder klimafester zu machen. Eine nachhaltige Waldrettung wird jedoch nur mit konsequentem Klimaschutz gelingen“, so die Ressortchefin.
Die Ergebnisse des aktuellen Waldzustandsberichtes zeigen der Ministerin zufolge, dass ein entspanntes Jahr mit ausreichend Feuchtigkeit nicht ausreicht, damit sich die Bäume von den Folgen der Klimakrise erholen können. Eine monatelange Trockenheit wie im Sommer 2022 genüge, um die zarte Verbesserung des Waldzustands zurückzuwerfen und eine erneute, massive Vermehrung forstlicher Schaderreger zu verursachen.
„Für uns alle ist offensichtlich, dass Trockenheit und Borkenkäfer das Waldbild in Thüringen verändern. Mit fast 77 000 ha Schad- und Kahlflächen haben wir einen neuen Höchststand erreicht“, erklärte Karawanskij. Zugleich reagiere Thüringen mit viel Geld, mehr Personal und intensiver Arbeit, um das Schadgeschehen zu verlangsamen. Ziel sei es, den Waldzustand mit einem strategischen Umbau hin zu Mischbeständen mit mehr Baumarten und Rekordpflanzungen perspektivisch wieder zu stabilisieren. Hier sei jedoch Geduld gefragt, denn Bäume wüchsen langsam und ein erfolgreicher Waldumbau brauche viel Zeit.
Die Landesregierung hat nach den Worten der Ministerin angesichts des seit 2018 dramatischen Schadgeschehens in den Wäldern „wichtige Weichen“ gestellt. Zur Bewältigung der besitzübergreifenden Kalamitätslage habe die Landesforstanstalt 2019 bis 2022 zweckgebunden jährlich 4 Mio Euro erhalten. Hinzu kämen bis 2036 pro Jahr 11 Mio Euro aus dem Sonderprogramm Waldumbau und Wiederbewaldung. Das seien insgesamt 176 Mio Euro für Beratung, Forschung, Monitoring sowie eine vorbildliche Wiederbewaldung und Waldumbau im Staatswald. AgE/jo