MÜNCHEN. Die heutige Zustimmung des Bundesrates zum geänderten Tierarzneimittelgesetz (TAMG) ist beim Bayerischen Bauernverband (BBV) auf scharfe Kritik gestoßen. Die darin enthaltene pauschale Forderung einer Antibiotikareduktion um 50 % - noch dazu ohne Bezugsgröße - sei völlig inakzeptabel. „Dies ignoriert die bisherigen Erfolge in der Antibiotikareduzierung. Außerdem gebietet es der Tierschutz, kranke Tiere adäquat zu behandeln, wozu bei Bedarf auch der Einsatz von Antibiotika gehört“, betonte BBV-Präsident Günther Felßner. Er wies darauf hin, dass die Einsatzmengen in der Landwirtschaft innerhalb von zehn Jahren bereits um 65 % gesunken seien. Eine Minimierung auf null sei weder möglich noch zielführend.
Sehr problematisch sieht der BBV zudem die Kurzfristigkeit der Umsetzung. Bis zum Inkrafttreten Anfang 2023 seien es nur noch zwei Wochen. „Eine reibungslose Umsetzung ist damit praktisch unmöglich“, monierte Felßner. Zu kritisieren sei auch die zusätzliche Bürokratie. Diese komme nun insbesondere auf die neu in das Antibiotika-Minimierungskonzept eingeführten Bereiche zu, wie die Milchviehhaltung. „Der zusätzliche Dokumentationsaufwand stellt die Nutztierpraxen, die in einigen Regionen bereits mit einem verschärftem Tierärztemangel zu kämpfen haben, vor eine erhebliche Herausforderung“, warnte der BBV-Präsident.
Inhaltlich gibt es laut Felßner noch eine Reihe weiterer Kritikpunkte, wie die Einführung von Gewichtungsfaktoren für Reserveantibiotika bei der Berechnung der betrieblichen Therapiehäufigkeit. Dies führe zu einem deutlichen Anstieg der individuellen Therapiehäufigkeit und damit zu einer „ungerechtfertigten Bestrafung der Tierhalter“. Die vielfach vorgebrachten Einwände gegen das neue Gesetz seien von der Politik weitgehend ignoriert worden. So seien die Leidtragenden wieder einmal die Tierhalter.
Die Tierschützerin und Bundestagsabgeordnete der Grünen, Zoe Mayer, begrüßte dagegen das neue TAMG. Dieses schaffe Rahmenbedingungen, die eine drastische Reduktion der Antibiotikagaben ermöglichten. „Viele Tierhaltungsbetriebe werden durch den massiven und wenig zielgerichteten Einsatz zu wahren Brutkästen multiresistenter Erreger“, so die Grünen-Politikerin. Das bedrohe das Gesundheitssystem. Langfristiges Ziel sei ein Umbau der Tierhaltung, was den „massenhaften Einsatz von Antibiotika“ unnötig mache. Die Einzeltierbehandlung im Falle einer Erkrankung werde aber weiterhin möglich sein. Nachhaltige Tiergesundheit werde jedoch nur durch verbesserte Haltungsbedingungen erreicht. AgE/dw