BRÜSSEL/BERLIN. Im Hinblick auf die für heute Abend erwartete Einigung des Trilogs zwischen Kommission, Rat und EU-Parlament auf eine Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten fordern 19 vorwiegend aus dem Einzelhandel stammende Unternehmen, dass auch Buschland sowie lückige Gehölze in die EU-Regelung mit aufgenommen werden. In einem Schreiben an die drei Trilog-Parteien pochen unter anderem Aldi Nord, Aldi Süd, EDEKA, Kaufland, Lidl, Netto Marken-Discount und Rewe sowie Ahold Delhaize und Ecosia darauf, dass die geplante Verordnung auch auf solchen Flächen den Import von Rohstoffen und Waren verbieten müsse, sofern diese mit Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stünden.
Indem auch baumarme Flächen und Buschland in die Verordnung aufgenommen würden, würden den Unternehmen und kontrollierenden Behörden die Umsetzung der Verordnung erleichtert und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle geschaffen, heißt es in dem Schreiben. Auch vor dem Hintergrund der Klima- und Biodiversitätskrise sei die Umwandlung dieser Flächen in Agrarflächen unbedingt zu verhindern zu verhindern.
Konkret wird in dem Brief daran erinnert, dass durch die Einbeziehung „anderer Waldflächen“ in den Geltungsbereich der Verordnung rund 82 % der Savanne in Südost-Brasilien - dem Cerrado - geschützt würden. Wie die Unterzeichner konstatieren, befinde sich diese Landschaftsform an der Grenze der rohstoffbedingten Zerstörung von Ökosystemen im Zusammenhang mit dem EU-Markt.
Schließlich stamme ein Großteil der Soja- und Rindfleischimporte der EU aus dem Cerrado, argumentieren die Unternehmen. Deshalb sei es von entscheidender Bedeutung, dass die Europäische Union den Schutz dieser artenreichen bewaldeten Savanne gewährleisten müsse. In ähnlicher Weise werde durch die Aufnahme anderer bewaldeter Flächen in die Verordnung sichergestellt, dass 93 % des weißen Caatinga-Waldes in Nordbrasilien geschützt würden, während die Walddefinition in dem vorliegenden Kommissionsentwurf nur einen Schutz von 11 % dieser Flächen vorsehe.
Derweil drängte das Europaparlament bei der Schaffung entwaldungsfreier Lieferketten auf eine deutliche Ausweitung des Geltungsbereichs. Laut den Parlamentariern müssten diese auch für Produkte aus Schweine-, Schaf- und Ziegenfleisch, Geflügel, Mais und Kautschuk sowie Holzkohle und Druckerzeugnisse aus Papier gelten. Gemäß dem Kommissionsvorschlag sollen zunächst lediglich Rindfleisch, Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja und Holz einbezogen werden. Dies betrifft auch Produkte, die diese Rohstoffe enthalten oder aus ihnen hergestellt wurden, so etwa Leder, Schokolade und Möbel. AgE/kl