CANBERRA. Um unabhängiger von Einfuhren zu werden, hat Australiens Regierung grünes Licht für die Förderung einer neuen Megafabrik zur Herstellung von Harnstoff gegeben. Wie Landwirtschaftsminister David Littleproud kürzlich mitteilte, werden dafür 255 Mio A$ (158 Mio Euro) aus Mitteln eines Fonds für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Das Projekt hat jedoch weitaus größere Dimensionen. Der federführende Konzern Perdaman will insgesamt 4,5 Mrd A$ (2,8 Mrd Euro) in die neue Anlage investieren und dabei mit seinen Joint Venture-Partnern, dem australischen Anlagebauer Clough und dem italienischen Energieinfrastrukturkonzern Saipem, zusammenarbeiten.
In dem Werk bei Karratha an der Westküste des Landes sollen mit australischem Flüssiggas und möglicherweise auch mit Wasserstoff jährlich rund 2 Mio t Harnstoff produziert werden; die Anlage soll 2025 in Betrieb gehen. „Australien importiert derzeit etwa 2,4 Mio t Harnstoff pro Jahr für die Landwirtschaft. Das Perdaman-Projekt wird einen Großteil dieses Bedarfs decken und den Farmern Zugang zu lokal hergestelltem Dünger verschaffen, womit die landwirtschaftliche Produktion sicherer wird“, erklärte Littleproud.
Australiens nationaler Bauernverband (NFF) begrüßte das Vorhaben zur Errichtung der Produktionsanlage für Düngemittel. „Die Ankündigung der Bundesregierung, einer Anlage zur Produktion von Harnstoff den Status eines Großprojekts zu verleihen, ist genau das, was nötig ist, um die Selbstversorgung Australiens mit wichtigen Betriebsmitteln voranzutreiben“, erklärte NFF-Geschäftsführer Tony Mahar. Jüngst habe die Störung der internationalen Lieferketten in der Corona-Pandemie gezeigt, wie sehr Australien auf die Einfuhr von wichtigen Rohstoffen wie Harnstoff angewiesen sei.
Laut Mahar müssen rund 90 % des in der Landwirtschaft am häufigsten verwendeten Düngers derzeit importiert werden. Ohne Harnstoff würde die pflanzliche Erzeugung zwischen 30 % und 40 % zurückgehen. Auch die aktuellen Versorgungsengpässe bei dem aus Harnstoff gewonnen AdBlue für Dieselmotoren zeigten die Bedeutung dieses Stoffes. Der NFF-Präsident wünscht sich nun auch in anderen Bereichen eine Stärkung des regionalen verarbeitenden Gewerbes, um Importabhängigkeiten abzubauen und Arbeitsplätze auf dem Land zu schaffen. AgE