BERLIN/BRÜSSEL. Die von der Europäischen Kommission vorgestellten Vorschläge für die „Naturwiederherstellung“ und zur Verminderung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes stehen aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) „in einem fundamentalen Widerspruch zu den aktuellen Herausforderungen bei der Ernährungssicherheit“. Die Landwirte leisteten bereits erhebliche Maßnahmen für den Erhalt der Biodiversität und „haben die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Vergangenheit deutlich reduziert“, stellte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken zu den heute in Brüssel präsentierten Gesetzesvorschlägen fest. Versorgungskrise, Inflation und die hohe geopolitische Bedeutung von Getreideexporten machten deutlich, dass verstärkte Stilllegungen von Flächen oder pauschale Verbote von Pflanzenschutzmitteln „keine verantwortbaren Lösungsansätze“ seien.
Krüsken mahnte, dass die EU ihre Farm-to-Fork-Strategie nachjustieren müsse, so dass die heutige Agrarproduktion auch im Zuge des Klimawandels aufrechterhalten werden könne. Laut dem DV-Generalsekretär müssten die ökologischen Leistungen je Flächeneinheit dazu intensiviert statt extensiviert werden.
Scharf kritisiert wird vom Deutschen Bauernverband auch, dass in Zukunft viele ertragreiche Flächen, die etwa unter Natura 2000 fallen, grundsätzlich nur noch ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet werden sollen. Generell soll gemäß des Kommissionsvorschlages der Einsatz chemischer Pflanzenschutz bis 2030 halbiert werden. Ferner ist vorgesehen, dass auf 10 % der Flächen besondere Landschaftselemente geschaffen beziehungsweise Flussauen und Moore renaturiert werden.
Derweil hofft der Industrieverband Agrar (IVA) darauf, dass sich die Bundesregierung gemeinsam mit anderen Mitgliedstaaten in den Verhandlungen über den Vorschlag für Verbesserungen einsetzt, die mehr Flexibilität erlauben und den unterschiedlichen Bedingungen der landwirtschaftlichen Produktion Rechnung tragen. IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer unterstrich, dass unvermindert daran gearbeitet werde, die Nachhaltigkeit des Einsatzes der Produkte zu steigern. Dazu könne durchaus auch eine Mengenreduktion einen Beitrag leisten. Allerdings müsse diese „wissenschaftlich nachvollziehbar, praktikabel und erreichbar sein“, betonte Gemmer.
Der IVA-Hauptgeschäftsführer gab erneut zu bedenken, dass der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit nicht in starren Reduktionszielen liege, sondern vor allem in innovativen Lösungen wie neuen und risikoarmen Wirkstoffen. Darüber hinaus würden auch biologische Pflanzenschutzmittel, die Weiterentwicklung des Integrierten Pflanzenbaus und vor allem eine präzisere Ausbringung mithilfe der Digitalisierung einen wichtigen Beitrag leisten. AgE